Elternbrief zur KiBiz-Finanzierungsproblematik

Als Eltern betrachten wir mit Sorge die Finanzierungsprobleme, die durch den im KiBiz-Gesetz verankerten Steigerungssatz der Kindpauschalen in Höhe von 1,5% entstehen.

Da dieser Prozentsatz nicht proportional zu den tatsächlichen Lohnerhöhungen und Personalkosten steigt, entsteht eine Finanzierungslücke, die zunehmend zu existenziellen Schwierigkeiten der Kitas führt.

Immer mehr Träger sind gezwungen, über Kitaschließungen nachzudenken. Einige sind diesen Schritt schon gegangen, weil sie nicht in der Lage waren, diese stark steigenden Kosten allein zu tragen.

Wir als Eltern sehen daher die Betreuung unserer Kinder als gefährdet.

Zum einen befürchten wir, dass die Vielfalt der Kitalandschaft eingeschränkt wird. Wenn die Träger ihre Einrichtungen schließen, ist es nicht mehr möglich, zwischen verschiedenen Konzepten der Kitas zu wählen, um sein Kind und sich das Passende zu finden.

Zum anderen sehen wir das Problem, dass die Kommunen unmöglich die nötigen Kitaplätze zur Verfügung stellen können, wenn die Träger nicht in der Lage sind ihre Einrichtungen zu halten.

Es ist utopisch die verbleibenden Kitas auszubauen, um die benötigten Betreuungsbedarfe zu decken.

Nicht zuletzt machen wir uns auch über die Qualitätssicherung der Betreuung unserer Kinder Sorgen.

Die Kitas sind zunehmend gezwungen, mit minimalem Personalaufwand den Kita-Alltag zu stemmen. Das geht ganz eindeutig zu Lasten der Betreuungsqualität.

Wir stellen fest, dass viele sinnvolle Angebote einfach nicht möglich sind, weil es an Personal fehlt, um die nötigen Arbeitsstunden aufzubringen. Außerdem fallen einige Kinder durch das Raster, weil die Betreuung einer zunehmenden Kinderzahl von weniger Personal geleistet werden muss und die individuelle Förderung dabei auf der Strecke bleibt.

Die intern erhobenen Statistiken aller Kindergärten im Evangelischen Trägerverbund Soest belegen, dass fast durchgängig zwei pädagogische Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen pro Tag fehlen. Für Urlaubstage, Krankheitstage, Fort- und Weiterbildungstage gibt es keine flexiblen Mittel, die diese Personallücke schließen können.

Eine weitere große Belastung des Personaleinsatzes in den Kitas bildet die Blocköffnungszeit 35 Stunden über Mittag.

Aufgrund des hier benötigten erhöhten Betreuungsaufwandes wäre ein höherer Personalschlüssel dringend erforderlich.

Aber in der Finanzierung gibt es keinen Unterschied zur geteilten 35 Stunden Betreuung. Die meisten real existierenden Kinder in den Kitas in der 35-Stunden-über-Mittag-Betreuung sind demnach laut Finanzierungsgesetz bei ihren Eltern zu Hause und verursachen in der sensiblen Mittagszeit keine Personalbindung!

Aus Elternperspektive ein großer Widerspruch!

Wir möchten auch in Zukunft sicher sein können, dass unsere Kinder einen Platz in einer Kindertageseinrichtung haben, in der sie sich wohl fühlen und gut betreut werden.

Darum fordern wir Sie auf, sich dafür einzusetzen, dass

  • die jährliche Steigerung der Kindpauschalen angemessen erhöht wird,
  • drohende Kitaschließungen ernst genommen werden und geprüft wird, inwieweit kurzfristige Maßnahmen zur Soforthilfe erforderlich sind, um Schließungen von Kindertageseinrichtungen abzuwenden,
  • das KiBiz-Gesetz grundsätzlich zu prüfen und zu berarbeiten.

gez.
Die Elternräte der Kindertageseinrichtungen des Evangelischen Kirchenkreises Soest

Durchschnittliche An- und Abwesenheit von Kita-Personal

Durchschnittlich sind pädagogische Mitarbeitende in deutschen Kitas pro Jahr an 206 Tagen anwesend. Die Abwesenheit von 48 Tagen teilt sich in den Jahresurlaub (30 Tage), Krankschreibung (13 Tage) sowie Weiterbildung (5 Tage) auf.

Für eine Kita mit zehn pädagogischen Mitarbeitenden bedeutet das im Schnitt 480 Fehltage pro Jahr. Bei 254 Öffnungstagen pro Jahr fehlen somit ständig zwei Mitarbeiter.